Die Robert Schlumberger Lectures 2023 standen unter dem Thema “Digitalisierung - (K)Intelligente Systeme für den Weinbau.” Ziel war es die diesbezüglichen Grundlagen darzustellen und den Diskurs über die aktuellen Anwendungen und zukünftigen Entwicklungen zu führen. Was bedeutet Digitalisierung für den Weinbau und wie können diese Systeme nützlich sein? Dabei gab es eine Podiumsdiskussion sowie Vorträge zu vielen spannenden Themen:
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung ist gibt es auf YouTube
Unter dem Motto „Regen lässt das Gras wachsen, Wein das Gespräch“ startete am 25. August 2021 der „Schlagabtausch“, ein für den Weinbau neues interaktives Format, welches als kurzweilige Serie eine Plattform zum Austausch von digitalen Themen im Weinbau liefert.
Das Kick-off fand am JKI Standort Geilweilerhof statt. Hier präsentierten Forschende aus vier Experimentierfeldern neueste Erkenntnisse aus ihrer Forschung zur Digitalisierung im Weinbau und stellten diese gemeinsam mit Gästen aus der Weinbaupraxis auf den Prüfstand.
Als Gäste aus den Experimentierfeldern waren vor Ort:
- Prof. Dominik Durner und Daniel Eberz-Eder (Experimentierfeld- Südwest)
- Björn Poss (DIWAKOPTER)
- Ingolf Römer (EXPRESS)
- Dr. Anna Kicherer (DigiVine)
In der ersten Folge wurden die Experimentierfelder und ihre Themen vorgestellt von digitalen Apps, Anwendungen im Pflanzenschutz, der Reifemessung und des Energiemanagements bis hin zu Schnittstellen und Wissenstransfer war alles dabei. Dr. Anna Kicherer und Ingolf Römer führten charmant durch die Veranstaltung.
Aus der Weinbaupraxis zu Gast waren Julia Lergenmüller (Weingut Lergenmüller, Hainfeld) und Boris Kranz (Weingut Kranz, Ilbesheim). Gemeinsam mit den Zuschauern zuhause wurden einige Einschätzungen zu den digitalen Themen im Weinbau über eine online Abstimmung interaktiv erörtert.
Dr. Anna Kicherer stellte den beiden Winzern in einer Live Demonstration den Prototyp eines Handsensors zur Reifemessung vor, welcher im Rahmen des Experimentierfeldes DigiVine in Kooperation mit dem Fraunhofer IOSB am JKI entwickelt wird. Er soll es dem Winzer in der Zukunft ermöglichen zerstörungsfrei und schnell den aktuellen Reifezustand seiner Trauben im Feld erfassen zu können, indem er mittels spektraler Messung den Zucker- und Säuregehalt einzelner Beeren vorhersagt. Bei der Frage, ob diese digitale Lösung einen Mehrwert bietet oder ob weiterhin auf das Refraktometer als Messinstrument vertraut wird, entschieden sich 85% der Befragten für die digitale Methode. Damit ging dieser „Schlagabtausch“ klar an die Wissenschaft.
Auf Grund der Corona Lage fand die Veranstaltung rein virtuell statt und wurde live auf YouTube gestreamt. Weitere Veranstaltungen sind als Hybrid bzw. Präsenz Veranstaltung geplant.
Sie haben die Veranstaltung verpasst?
Kein Problem, unter folgendem Link kann sie angeschaut werden:
https://youtu.be/ZyN48r4-VvQ. Die Folge wurde bereits mehr als 400 Mal gestreamt.
Sie wollen wissen wie es weitergeht?
Begleiten Sie uns auf der Reise in die digitale Zukunft. Wir informieren Sie über Innovationen aus der Forschung, stellen uns Ihren Fragen und hören ganz genau hin was Sie sich als Winzerin oder Winzer wünschen. Folgen sie den Experimentierfeldern auf Instagram oder schauen Sie auf unserer Homepage vorbei. Der nächste Schlagabtausch wird im Winter 2021 stattfinden.
Zum Hintergrund der Experimentierfelder
Mit der Digitalisierung und der Landwirtschaft treffen hochkomplexe Systeme aufeinander. Um Vorteile auch für die Gesellschaft besser nutzen zu können, hat unser Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Zukunftsprogramm Digitalpolitik Landwirtschaft entwickelt. Hierzu gehören die digitalen Experimentierfelder (Link). Die Experimentierfelder sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt. Sie sind auch Anlaufstellen für interessierte Landwirte aus den jeweiligen Regionen. Dadurch wird der Wissensaustausch in die Praxis und aus der Praxis gewährleistet.
• DigiVine – Julius Kühn-Institut (Koordinator) – Thema: Digitalisierung im Wertschöpfungsnetzwerk Weinbau: Von der Pflanzung bis zur Traubenanlieferung.
• DIWAKOPTER – HS Geisenheim – Thema: Digitalisierung im Wein- und Ackerbau mit Multikoptern.
• EF-Suedwest – DLR RNH (Koordinator) – Thema: Förderung des branchenübergreifenden und überbetrieblichen Datenmanagements zur Unterstützung landwirtschaftlicher Wertschöpfungssysteme.
• EXPRESS – Universität Leipzig (Koordinator) – Thema: Experimentierfeld zur datengetriebenen Vernetzung und Digitalisierung in der Landwirtschaft
Die Förderung der Vorhaben erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages.
Vom 11. bis zum 13. August 2021 war FarmerSpace zu Besuch bei dem Experimentierfeld DigiVine in Siebeldingen. Äquivalent zu den Kulturen Weizen und Zuckerrübe in FarmerSpace möchte DigiVine ausgewählte digitale Technologien im Weinbau als Wertschöpfungsinstrumente von der Pflanzung bis zur Traubenablieferung aufzeigen, entwickeln und mit Praktikern testen. Dabei wird der Einstieg von Winzern in die Digitalisierung gefördert, Anbietern neuer Technologien werden Märkte eröffnet und neues Wissen für einen breiten Anwenderkreis generiert. Schnittstellen für eine Steigerung der Transparenz gegenüber Verbrauchern und der Gesellschaft sind stets vorgesehen.
Im Rahmen unserer Kooperation war es das Ziel, die fachliche Fragestellung der Kolleg*innen aus DigiVine mit unseren technischen Möglichkeiten zu unterstützen.
Die Fragestellung lautet: Unterscheidet sich das Mikroklima zwischen alten und neuen Rebsorten und falls ja, kann dies möglicherweise auftretende Unterschiede von biotischen und abiotischen Stressoren erklären? Ferner soll untersucht, ob die Skalenebene bzw. Auflösung einen Einfluss auf die Detektion hat. Zu diesem Zwecke werden die Messungen einer an einer Drohne installierten Thermalkamera (DJI XT2 mit FLIR Wärmebildkamera) mit denen einer Handkamera (Infratec Variocam) und installierten Temperaturloggern verglichen.
Am Mittwoch, den 13. August starteten wir um 8:00 Uhr am IfZ und waren bereits um 12:00 Uhr in Siebeldingen angekommen. Dr. Anna Kicherer, Leitung Arbeitsbereich Digitalisierung und Präzisionsweinbau, begrüßte uns und nach einem stärkenden Mittagessen stand ein Testflug mit unseren Drohnen an. An der Technik sollte der Versuch am Donnerstag schließlich nicht scheitern. Gemeinsam mit der Dr. Xiaorong Zheng, wissenschaftliche Mitarbeiterin in DigiVine, haben wir zunächst die GPS-Koordinaten der zu betrachtenden Rebenreihen im Weinberg eingemessen und dann einen Probeflug pro Versuchsbereich mit der Drohne gestartet. Nachdem die Technik eingerichtet war, hat Frau Dr. Kicherer uns noch über das Versuchsgut geführt und einiges zur Geschichte des Geilweilerhofes berichtet. Auf dem Geilweilerhof in Siebeldingen ist das Institut für Rebenzüchtung - eines von insgesamt 17 Instituten des Julius-Kühn-Instituts (JKI) - untergebracht. Das Hofgut gehörte ehemals zum Klostergut Eußerthal. Nachdem es in den Privatbesitz übergegangen war, wurde es nach mehreren Besitzerwechseln der Kreisregierung vermacht. Damit verbunden war die Auflage, eine Rebenzucht- und Versuchsstation einzurichten. Im Laufe der Institutsgeschichte, die 1926 begann, wurden einige Zuchterfolge erzielt, die nach langjährigen Verfahren auch den Sortenschutz erhielten.
Nun aber zurück zu unserem gemeinsamen Versuchsgeschehen: Am Donnerstag klingelte der Wecker bereits um 5:00 Uhr, denn um 6:00 Uhr sollte der erste Flug beginnen. Belohnt wurden wir mit herrlichem Wetter und einem wunderschönen Sonnenaufgang. Am Weinberg angekommen begannen wir die erste Messung mit der Drohne und nahmen im Anschluss daran händisch punktuelle Messungen mit der Thermalkamera im Weinberg vor. Den gleichen Ablauf verfolgten wir an allen drei Standorten jeweils um 6:00, 12:00 und 18:00 Uhr, um einen möglichen tageszeitlichen Effekt erfassen zu können. Insgesamt liefen die Messungen reibungslos ab. Wir hatten genügend Zeit zum fachlichen Austausch zwischen bzw. während der einzelnen Flüge - ein weiterer Vorteil der automatisierten Flugfunktion der Drohne. Nach diesem doch anstrengenden Tag belohnten wir uns noch mit einem kulinarischen Besuch auf einem Weingut und probierten Pfälzer Spezialitäten wie zum Beispiel „Pfälzer Saumagen“.
Die Ergebnisse dieses Versuches befinden sich noch in der Auswertung - was wir aber als Fazit schon sagen können, ist, dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden digitalen Experimentierfeldern sehr fruchtbar war und es uns ferner sehr viel Spaß gemacht hat, einen Blick über den Tellerrand zu wagen.
Bescheidübergabe durch Frau Bundesministerin Julia Klöckner an Prof. Dr. Frank Ordon, Präsident und Direktor am Julius-Kühn-Institut. Quelle: BMEL/Gaertner/Photohek.